Er war ein Vorbild an Menschlichkeit, intellektuelles und ethisches Korrektiv und leidenschaftlicher Parlamentarier.
Seine Konsequenz und Güte bleiben uns als Richtschnur für unser Tun. Dafür sind wir dankbar.
Der ehemalige Vorsitzende der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, Prof. Dr. Cornelius Weiss, ist am 27. Oktober 2020 im Alter von 87 Jahren in Leipzig verstorben.
Wir trauern um Cornelius Weiss. Wir verlieren mit ihm einen Freund, einen Genossen, einen aufrechten Demokraten und einen langjährigen Weggefährten. Unser tiefempfundenes Beileid gilt seiner Familie und seinen Angehörigen.
Um sein Leben zu würdigen, reicht kein Nachruf. Es würde der großen Leistungen dieser leuchtenden Persönlichkeit nicht gerecht werden. Seine Autobiografie „Risse in der Zeit“ beschreibt ihn selbst am besten.
Cornelius Weiss war ein glühender Demokrat. Er weigerte sich in der DDR beharrlich, der SED oder einer Blockpartei beizutreten. Als erster frei gewählter Rektor der Universität Leipzig sah er neben Forschung und Lehre die Demokratisierung der Hochschule als seine größte Aufgabe. 1997 wurde er Mitglied der SPD, war von 1999 und 2009 Abgeordneter des Sächsischen Landtages und zwischen 2004 und 2007 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Er übernahm in schwierigen Zeiten Verantwortung für die Sozialdemokratie und führte mit seiner ganz unvergleichlichen Art die SPD-Fraktion gut in ihre erste Koalition. Seine unglaubliche Herzenswärme, seine lebensbejahende Art und sein scharfer Verstand bleiben unvergessen.
Parteiübergreifende Anerkennung erhielt er unter anderem für sein Wirken als Alterspräsident des Landtags – er warnte immer wieder eindrücklich vor der Gefahr von rechts – sowie seine scharfen Analysen und seine klugen und entschlossenen Appelle.
Cornelius Weiss war ein Querkopf und Idealist. Er hat nie aufgehört neugierig zu sein, er interessierte sich eigentlich für fast alles. Eine Eigenschaft, die ihn immer besonders mit jungen Menschen verband, die er stets ermutigte sich einzumischen. Er war im positivsten aller Sinne ein Tausendsassa, ein alles ein bisschen und vieles ganz herausragend Könner. Man konnte ihm Nächte lang zuhören, wenn er über seine Kindheit in der Nazidiktatur, sein Leben in der Sowjetunion und der DDR, die Zeit der Friedlichen Revolution, seine Auslandsreisen, sein Verhältnis zu Israel erzählte. Dabei drängte er sich nie auf. Aber wenn er erzählte, schwieg auch der Kanzler und staunte.
Mit Cornelius Weiss ist ein Mensch, ein Wissenschaftler, ein Sozialdemokrat von uns gegangen, in dessen Leben sich alle Höhen und Tiefen der letzten neun Jahrzehnte deutscher Geschichte widerspiegelten. Diese Erfahrung hat er nie als Last empfunden oder anderen vorgehalten, sondern stets zum Wohle einer freien und gerechten Gesellschaft eingesetzt.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag blieb Cornelius Weiss der Sozialdemokratie und unserer Fraktion eng verbunden. Er war uns stets ein guter Ratgeber und – wenn es sein musste – auch ein konstruktiver Kritiker, ohne belehrend zu sein. Dafür sind wir ihm unendlich dankbar.
Um Ihnen, auch unter den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, die Möglichkeit zum Kondolieren zu geben, haben wir ein Online-Kondolenzbuch eingerichtet.
Bitte tragen Sie sich gern ein.