Wir müssen an die Schuldenbremse(n) ran

21. November 2023

Panter fordert parteiübergreifende Kommission zur Reform der Schuldenbremsen

Dirk Panter, Vor­sit­zender der SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag und Spre­cher für Haus­halt und Finanzen, zur aktu­ellen Finanz­si­tua­tion mit Blick auf das Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts und der Haus­halts­sperre im Bund:

„Spä­tes­tens jetzt schrillen die Alarm­glo­cken. Zumin­dest bei denen, denen die Zukunft unseres Landes am Herzen liegt. Der enorme Wandel, vor dem wir stehen, ist nur mit Inves­ti­tionen des Staates zu schul­tern. Anders werden wir gegen die Aus­wir­kungen von Bidens ‚Infla­tion Reduc­tion Act’ oder die aggres­sive Wirt­schafts­po­litik Chinas nicht bestehen können. Anders werden wir den mas­siven Ausbau der Infra­struktur, Unter­neh­mens­an­sied­lungen und den Umstieg zur kli­ma­neu­tralen Wirt­schaft nicht meis­tern.

Wenn nun ein großes Fra­ge­zei­chen am Haus­halt und vor allem den wich­tigen Inves­ti­ti­ons­fonds des Bundes steht, muss gehan­delt werden. Nur mit Kür­zungen – oder beschö­ni­gend auch ‘Prio­ri­täten’ – werden wir nicht auf einen grünen Zweig kommen. In Krisen, wie wir sie der­zeit haben, müssen gerade Inves­ti­tionen dau­er­haft und ver­läss­lich sein. Eine Kli­ma­krise, mit all ihren Aus­wir­kungen, ist eben keine kurz­fris­tige Natur­ka­ta­strophe, wie sie mehr oder weniger in den Aus­nahmen der Schul­den­bremsen bedacht wurde. Die Kli­ma­krise ist eine lang­fris­tige Ver­än­de­rung unserer Lebens­um­welt. Wir müssen ihr aktiv begegnen, um am Ende nicht alle unter den Folgen zu leiden.

Gleich­zeitig müssen aber auch die anderen Auf­gaben des Staates, ob nun Alters­ver­sor­gung, Gesund­heit, soziale Land­schaft, Bil­dung oder schlicht die Staats­ver­wal­tung, weiter auf hohem Niveau funk­tio­nieren. Wer, wie FDP und Kon­ser­va­tive, vor allem da kürzen will, was hier im Land für den sozialen Zusam­men­halt sorgt, setzt die fal­schen Prio­ri­täten.

Die der­zei­tigen Schul­den­bremsen sind ganz offen­sicht­lich über­holt. Sie müssen, sowohl im Bund als auch hier in Sachsen, grund­le­gend refor­miert werden. Es steht nichts weniger als die Zukunft künf­tiger Gene­ra­tionen auf dem Spiel. Die ver­ein­fachte Aus­sage, allein Schulden würden die Zukunft unserer Kinder gefährden, darf die Leute nicht länger hinter die Fichte führen. Die wirk­liche Gefahr für die Zukunft ist eine Haus­halts­po­litik, die auf Jahre hin wich­tige Inves­ti­tionen ver­hin­dert und den rie­sigen Inves­ti­ti­ons­stau nie abbaut. Staats­haus­halte sind nun mal nicht die Haus­halts­kasse des badi­schen Haus­mannes oder der schwä­bi­schen Haus­frau, und selbst die beiden tätigen ihre großen Anschaf­fungen selten aus der Por­to­kasse.
Die Schul­den­bremsen in ihrer jet­zigen Form werden zu Investitions‑, Zukunfts- und Zusam­men­halts­bremsen.

Die Schul­den­bremse wurde im Ergebnis der ‘Föde­ra­lis­mus­re­form II’ ein­ge­führt. Nun zeigt sich immer mehr: Das war damals nicht zu Ende gedacht. Daher brau­chen wir jetzt, mit der Erfah­rung der letzten 15 Jahre, eine Reform. Eine Reform, die nicht ideo­lo­gisch am Ges­tern klebt. Eine Reform, die der Gegen­wart und vor allem der Zukunft gerecht wird. Ansonsten sind Regie­rungen, egal wel­cher Fär­bung, auf Jahr­zehnte hin ihrer Hand­lungs­fä­hig­keit beraubt. Das kann nie­mand ernst­haft wollen.

Eine gemein­same, par­tei­über­grei­fende Kom­mis­sion aus Bund, Län­dern UND Kom­munen kann und sollte einen sol­chen trag­fä­higen Vor­schlag erar­beiten.”