Provenienzforschung: Zwischen Herkunft und Aufarbeitung

24. Januar 2022

In säch­si­schen Kul­tur­in­sti­tu­tionen wie Museen und Biblio­theken befinden sich noch heute viele Kunst- und Kul­tur­güter, die ihren recht­mä­ßigen Eigen­tü­mern ent­zogen wurden. Doch wem gehörten sie vorher?

Das her­aus­zu­finden ist eine der Auf­gaben der Pro­ve­ni­enz­for­schung. Sie beschäf­tigt sich mit der Geschichte der Her­kunft von Kul­tur­gü­tern und Kunst­werken. Im Zusam­men­hang mit Beute- oder Raub­kunst bekommt diese noch eine beson­dere gesell­schaft­liche Bedeu­tung.

Ein Schwer­punkt liegt dabei auf Kunst- und Kul­tur­gü­tern, die die Nazis von Opfern ihres Regimes geraubt haben, ins­be­son­dere von Jüdinnen und Juden. Ein wei­terer Aspekt sind Kunst- und Kul­tur­ob­jekte aus der Kolo­ni­al­zeit oder die Ent­eig­nungen von Pri­vat­samm­lern in der DDR. 

Gemeinsam mit den Vertreter:innen aus Wis­sen­schaft und Kultur wurde im Kultur- und Wis­sen­schafts­aus­schuss heute über die Mög­lich­keiten zur Wei­ter­ent­wick­lung der Pro­ve­ni­enz­for­schung in Sachsen beraten. Im Mit­tel­punkt standen dabei die Fragen, wie die Kul­tur­ein­rich­tungen in ihrer Arbeit weiter bestärkt und unter­stützt werden, aber auch wie wei­tere Insti­tu­tionen für dieses Thema auf­ge­schlossen und neue Pro­jekte ent­wi­ckelt werden können.

In grö­ßeren Museen findet schon heute inten­sive Aus­ein­an­der­set­zungen mit dem Thema statt. So kann über die DAPHNE Daten­bank der Staat­li­chen Kunst­samm­lungen Dresden bei der Pro­ve­ni­enz­re­cherche die Her­kunft sämt­li­cher Zugänge seit 1933 recher­chiert werden.

Die Biblio­theken haben hin­gegen die Erfor­schung der Her­kunft aller Buch­be­stände vor 1945 zum Ziel. Dazu wurde im ver­gan­genen Jahr die Koor­di­na­ti­ons­stelle für NS-Raub­gut­for­schung an der Lan­des­fach­stelle für Biblio­theken neu ein­ge­richtet. Beson­ders wichtig bleibt in dem Zusam­men­hang jedoch, dass die Ein­rich­tungen, die durch die Pro­ve­ni­enz­for­schung gewon­nenen Erkennt­nisse mit der Öffent­lich­keit teilen, um so ein grö­ßeres Bewusst­sein für das Thema zu schaffen.

 

Zum Antrag

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Frank Richter, kulturpolitischer Sprecher

Es ist wichtig, gesell­schaft­liche Ver­ant­wor­tung zu über­nehmen und sich ehr­lich und gewis­sen­haft mit dem zu befassen, was in der Ver­gan­gen­heit geschehen ist. Nur wenn wir wissen, welche Kunst- und Kul­tur­güter unrecht­mäßig in unseren Ein­rich­tungen sind, können wir gerechte Lösungen her­bei­führen.

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Dr. Meike Hoffmann, Sachverständige

Um die Pro­ve­ni­enz­for­schung nach­haltig im öffent­li­chen Bewusst­sein zu ver­an­kern, sollte sie fest in die Lehre von Uni­ver­si­täten ein­ge­bunden sein. Hier gilt es im Frei­staat Sachsen noch umfas­sen­dere Ange­bote zu ent­wi­ckeln und die Pro­ve­ni­enz­for­schung weiter zu stärken.