Die letzten zwanzig Monate haben Kinder und Jugendliche vor immense Herausforderungen gestellt. Die Belastungen und psychischen Folgen haben wir heute im Sächsischen Landtag in den Blick genommen. Im Antrag der Koalitionsparteien „Belastungen von Kindern und Jugendlichen und psychosoziale Begleitung entgegenwirken” (Drs 7/8383) wird thematisiert, wie wir Jugendliche und Kinder besser unterstützen können.
Kinder und Jugendliche beim 1. Lockdown
Der erste Lockdown Anfang 2020 ging mit der Schließung von Kitas und Schulen, Freizeitmöglichkeiten, außerschulischen Bildungsangeboten und strikter Kontaktreduzierung einher. Das traf Kinder und Jugendliche besonders hart, denn sie brauchen für ihre Entwicklung den Umgang und die Interaktion mit Gleichaltrigen.
Und so standen wir zu Beginn der Pandemie – noch ohne Impfstoff – als Gesellschaft vor dem Dilemma: Einerseits möglichst viele schwere und schwerste Krankheitsverläufe zu verhindern. Und andererseits diese einschneidenden Maßnahmen auf das Nötigste zu reduzieren, insbesondere mit Blick auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen.
Die derzeitige Situation
Seit Wochen sind die Infektionszahlen und die Situation in den Krankenhäusern leider erneut alarmierend. Mit einem Unterschied: es gibt mittlerweile Impfungen, die sehr gut gegen einen schweren Verlauf oder gar den Tod schützen. Und eine Corona-Schutzimpfung, die seit wenigen Tagen auch für Kinder ab 5 Jahren zur Verfügung steht. Daher sagen wir: Es ist richtig und wichtig Bildungseinrichtungen offen zu halten.
Mit Hilfe von regelmäßigen Tests und guten Hygienekonzepten möchten wir es schaffen, dass Kinder und Jugendliche weiterhin die Möglichkeit haben, sich in Kitas und Schulen auszutauschen, miteinander zu spielen und voneinander zu lernen.
Unser Plenarantrag nimmt die Kinder und Jugendliche in Zeiten von Corona in den Blick
Mit dem heutigen Antrag möchten wir sicherstellen, dass die Staatsregierung gemeinsam mit den Kommunen sowie Vereinen und Verbänden ein Konzept erarbeitet, um mit zukünftigen Krisen besser umzugehen. Und hierbei explizit auch die Perspektive des Kinderschutzes und der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt.
Wir alle haben in den vergangenen fast zwei Pandemiejahren viel gelernt – diese Erfahrungen müssen zum Wohle der Kinder und Jugendlichen gebündelt werden. Das Handlungsprogramm „Kick-off für die Kinder- und Jugendhilfe im Freistaat Sachsen” geht über die bloße Bewältigung der Corona-Folgen hinaus und beinhaltet u.a. eine Offensive zur Gewinnung und Qualifizierung von Fachkräften für die Jugendarbeit, den Aufbau einer Servicestelle Gewaltprävention oder die Erhöhung der Jugendpauschale auf 14,50 Euro im Jahr 2022.
Mit dem Bundesprogramm „Aufholen nach Corona” werden Kinder ganzheitlich in den Blick genommen: Mit einem Mix aus Maßnahmen sollen schulische Lernrückstände aufgeholt, Kita-Kinder gefördert sowie Kindern sowie Jugendlichen Freizeit‑, Ferien‑, und Sportaktivitäten ermöglicht werden. Sachsen stehen für den Bereich der Kinder- und Jugendarbeit 13,8 Mio. Euro zur Verfügung. Die aktuelle Infektionswelle zeigt uns, dass diese Unterstützung im kommenden Jahr weiterhin dringend gebraucht wird
Wie sollte es aus unserer Sicht weitergehen? Corona und die Bildungseinrichtungen:
Wir stehen dazu: Kinder brauchen Kinder und haben ein Recht auf Bildung. Daher ist es uns wichtig, Kitas und Schulen offen zu lassen. Falls es zu weiteren Einschränkungen kommen muss, sollen Schulen und Kitas als Letztes schließen. Die Verantwortung liegt zunächst bei den Erwachsenen: sich im Berufs- und Privatleben weiter einzuschränken und solidarisch zu sein.
Es wäre für uns nicht akzeptabel, wenn die Sächsinnen und Sachsen weiterhin zur Arbeit pendeln, statt im Homeoffice zu bleiben. Und gleichzeitig die Schulen schließen müssen und wir den Kindern ihr Recht auf Bildung beschneiden.
Mit Blick auf den Schulstart nach den Weihnachtsferien müssen weitere Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Dafür stehen alle in der Verantwortung, auch die Landkreise, kreisfreien Städte und Gemeinden. Hier müssen wir gemeinsam Verantwortung übernehmen. Für uns ist dabei besonders wichtig:
1) In den Schulen muss es weiterhin heißen: Testen, testen und testen.
2) Um die Pandemie zu bewältigen sowie Kindern und Jugendlichen keine weiteren Einschränkungen zumuten zu müssen, heißt es zudem: Impfen, impfen, impfen.
3) Und um den Schutz in geschlossenen Räumen zu erhöhen, setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass die Masken bereits ab der 1. Klasse in der Schule – auch im Unterricht – getragen werden.
Gemeinsame Verantwortung heißt auch, die Kita-Ad-hoc-Arbeitsgruppe beim Kultusministerium wieder einzuberufen, um die kommunalen und freien Kita-Träger an einen Tisch zu holen und gemeinsam drängende Fragen zur Test-Beschaffung, Elternbeiträgen und der Umsetzung des eingeschränkten Regelbetriebs zu beraten.
Unser Weihnachtswunsch
Erwachsene müssen Verantwortung übernehmen und sich solidarisch verhalten, auch um Kinder und Jugendliche zu schützen. Eine Pandemie bekämpft man nur gemeinsam: im Privaten, in den Kommunen und Landkreisen, im Land und im Bund. Gemeinsam, entschlossen und entschieden handeln, sich an Regeln halten, nicht die Schlupflöcher suchen und vernunftbegabt agieren – unser kleiner Wunsch kurz vor den Weihnachtsfeiertagen.
Juliane Pfeil
Nie dürfen Kinder unsichtbar werden. Wir müssen die Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie ernst nehmen und sichtbar machen. Der Antrag stellt dafür einen weiteren Aufschlag dar. Den Fokus legen wir dabei insbesondere auf den Schulterschluss mit den Expert:innen der Jugendhilfe und der Jugendpsychotherapie sowie den Kommunen. Der Austausch ist dringend notwendig, um auf die Belastungen in Zukunft adäquat und zielgerichtet reagieren zu können.
Kinder brauchen Kinder und haben ein Recht auf Bildung. Daher ist es uns wichtig, Kitas und Schulen offen zu lassen.
Falls es zu weiteren Einschränkungen kommen muss, sollen Schulen und Kitas als Letztes schließen. Die Verantwortung liegt zunächst bei den Erwachsenen: sich im Berufs- und Privatleben weiter einzuschränken und solidarisch zu sein.
Nicht nur der Verzicht auf Kontakte stellt eine Belastung dar, sondern auch die gesellschaftliche Spaltung wirkt sich auf unsere Kinder aus. Die aufgeheizten Diskussionen rund um Corona machen keinen Halt vor ihnen. Das was gerade auf den Straßen passiert, belastet nicht nur unsere Demokratie. Das belastet unsere Kinder und damit unsere Zukunft.