Der Lockdown trifft auch den Vereinssport hart. Kinder und Erwachsene sind betroffen, Trainerinnen und Trainer, den Vereinen geht es finanziell nicht gut. Unser sportpolitischer Sprecher Albrecht Pallas hat auf die Vielzahl offener Briefe zu berechtigten Anliegen der Sportfreund*innen reagiert und die engagierte Arbeit der vielen Ehrenamtlichen gewürdigt.
Unter anderem schlägt er eine breit angelegte Kampagne vor, um für den Vereinssport zu werben. Partner könnten dabei neben den Vereinen der Schulsport und die Kampagne „So geht sächsisch“ sein. Um neue ehrenamtliche Übungsleiter zu gewinnen, sollten nach dem Vorbild des DFB-Juniorcoach-Programms Kooperationen mit den Schulen gefunden werden. Pallas sieht dabei das Kultusministerium als Partner.
Dass der organisierte Sport auch in den Überlegungen zu den vorsichtigen Öffnungen eine Rolle spielt, sieht Pallas als Zeichen an die Vereine, die jetzt als Teil der Lösung gesehen und mitgedacht werden. Dafür hatte sich auch die SPD-Fraktion stark gemacht. Ins Gespräch mit den Verbänden möchte Pallas darüber kommen, wie die Vereine in eine umfassende Test- und Impfstrategie einbezogen werden können.
Hier der offene Brief mit einer Gesprächseinladung zum Nachlesen (als PDF):
An den Landessportbund Sachsen
An die sächsischen Amateur- und Freizeitsportvereine
Betreff: Offene Briefe des Landessportbundes sowie sächsischer Amateur- und Freizeitsportvereine
Sehr geehrter Herr Dahms,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Vertreterinnen und Vertreter der Sportvereine in Sachsen,
im Namen der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag möchte ich Ihnen für Ihre offenen Briefe danken. Als sportpolitischer Sprecher möchte ich Ihnen gern meine Gedanken zur Perspektive für eine Öffnung der Sportstätten übermitteln.
Erlauben Sie mir vorab eine Bemerkung: der Wunsch, den Kindern, aber auch den Erwachsenen das Sporttreiben im Verein wieder zu ermöglichen, ist vollkommen nachvollziehbar. Auch in meinem Umfeld sehe ich, wie sehr den Menschen der Sport als Ausgleich, Antrieb, Ruhepunkt und Ziel fehlt. Wie sehr die Kinder und Jugendlichen nicht nur die Bewegung, sondern auch den Kontakt innerhalb der Trainingsgruppen vermissen. Nicht zuletzt an meinen eigenen sportlich aktiven Kindern wird mir das täglich vor Augen geführt.
Auch die sich zuspitzende Lage in den Sportvereinen, die sich in den Statistiken der Verbände nun auch schwarz auf weiß alarmierend niederschlagen, ist der SPD-Fraktion und mir persönlich sehr bewusst. Sie wurde auch durch Trainerinnen und Trainer und Vereinsfunktionäre aus meinem direkten Umfeld als Befürchtung an mich herangetragen.
Der organisierte Sport hat im ersten Lockdown mit großem Aufwand eigene Hygienekonzepte erarbeitet und umsichtig umgesetzt. Mir ist klar, dass das nur durch erheblichen Mehraufwand der meist ehrenamtlichen Übungsleiterinnen und Übungsleiter möglich war, die zum Beispiel ihre Trainingsgruppen teilen mussten und somit faktisch doppelt so viel Zeit auf dem Platz verbracht haben, um allen Kindern gerecht zu werden. Dafür gebührt ihnen großer Respekt, dafür möchte ich im Namen der SPD-Fraktion herzlich danken. So ein Ehrenamt lebt von ganz viel Enthusiasmus und Leidenschaft. Und so fehlt auch den Trainerinnen und Trainern, während des pandemiebedingten Verbots des Vereinssports, ein wichtiger Teil ihres Lebens.
Die Situation des Vereinssports wird in der SPD-Fraktion gesehen. Darum haben wir auch die Gespräche für den Schutzschirm für den Sport vor etwa einem Jahr mit befördert und dieses Instrument zum Schutz des organisierten Sports jederzeit unterstützt.
In der immer noch grassierenden COVID-19-Pandemie muss der Sport neben allen anderen gesellschaftlichen Bereichen Teil der Lösung sein. Dazu gehört eben auch, dass zur Bekämpfung der Pandemie die Mobilität minimiert werden muss, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und so unser Gesundheitssystem zu schützen. Es geht bei der Schließung von Geschäften, Kultureinrichtungen oder Sportanlagen mehr um die Wege hin und zurück als um die Orte an sich. Hier hat der Sport einen wichtigen Beitrag geleistet und tut es immer noch. Aber auch in der Bekämpfung der Pandemie wurden zum Glück unter großer Anstrengung Fortschritte gemacht. Und so wollen wir gemeinsam mit dem Sport überlegen, wie und wann eine Öffnung der Plätze verantwortungsvoll möglich ist. Über folgende Punkte möchten wir gern mit Ihnen ins Gespräch kommen.
1. Wie können schrittweise Öffnungsszenarien aussehen?
Die Bund-Länder-Runde wird heute auch für den Sport einen Öffnungsplan vereinbaren, der sich an Inzidenzen orientiert. Unser Interesse ist, so gut wie möglich vorbereitet zu sein, wenn diese jeweiligen Werte erreicht sind. Damit diese Regeln möglichst einheitlich klar werden, müssen der Sportminister für die Staatsregierung, die Verbände und Vereinsvertreterinnen und ‑vertreter sowie die sportpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Regierungsfraktionen an einen Tisch. Ein Beitrag zur Lösung könnte es beispielsweise sein, Trainerinnen und Trainer in Sportvereinen in der Priorisierung der Impfreihenfolge weiter nach vorn zu gruppieren. Dabei unterstützen wir gern!
2. Wie können wir gemeinsam die Situation der Vereine verbessern?
Die Bestandsaufnahme zeigt, fernab von den Austritten von Sportlerinnen und Sportlern, dass die Lage der Vereine zunehmend finanziell prekär wird. Wegbrechende Zuschauereinnahmen und Startgelder, aber auch finanziell unter Druck stehende Sponsorinnen und Sponsoren, die gezwungen sind, ihre Zuwendungen einzustellen, können für die Vereine ein existenzbedrohendes Problem werden. Und nicht zuletzt die Angst, dass nicht alle Trainerinnen und Trainer nach dem Lockdown in der Lage sein werden, ihr Ehrenamt weiterhin auszuführen, ist aus unserer Sicht berechtigt und verlangt nach Antworten.
3. Wie können wir gerade Kinder und Jugendliche wieder vom Vereinssport begeistern?
Die Lage bei den Vereinsaustritten, gerade in dieser Altersgruppe, ist alarmierend. Im gemeinsamen Gespräch möchten wir erörtern, welche Möglichkeiten seitens der Landespolitik bestehen könnten, zum Beispiel gemeinsam mit dem organisierten Sport eine breit angelegte Kampagne zu konzipieren, die die Vorzüge des Vereinssports zielgruppengerecht in die Öffentlichkeit bringt. Als Partnerinnen und Partner kommen hier gegebenenfalls der Schulsport, „So geht sächsisch“, aber natürlich auch die Verbände, in Frage.
4. Wie können wir mittelfristig mehr Trainerinnen und Trainer für die Vereine gewinnen?
Der Vereinssport steht und fällt mit seinen ehrenamtlichen Übungsleiterinnen und Übungsleitern. Diese müssen sowohl die Lust als auch die Zeit für ihr Engagement finden. Hier möchten wir ins Gespräch darüber kommen, wie wir gerade junge Menschen für ein solches Ehrenamt begeistern können. Das DFB-Juniorcoach-Programm beispielsweise schafft in Kooperation mit den Schulen genau das. Diesen Gedanken aufnehmend gilt es beispielsweise mit dem Kultusministerium zu sprechen, ob ehrenamtliche Tätigkeiten im Verein im Rahmen von Schulpraktika gefördert werden können, um die Lust auf die Übernahme von Verantwortung für unsere Gesellschaft zu wecken.
Über diese und weitere Ansatzpunkte möchten wir als SPD-Fraktion gern im persönlichen Austausch mit den Vertreterinnen und Vertretern von Vereinen und Verbänden diskutieren. Neben der Möglichkeit zum direkten Austausch möchten wir Sie auch jetzt schon herzlich zu unserem zweiten Haushalts-Meeting Sport einladen. Merken Sie sich gern schon den 23. März um 20:00 Uhr vor. Eine separate Einladung erfolgt rechtzeitig.
Verbunden mit einem herzlichen Dank und großen Respekt für das bisher geleistete und die Beiträge zur Debatte nach vorn verbleibe ich für die SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag und freue mich auf Ihre Rückmeldung.
Ihr Albrecht Pallas
Sprecher für Sportpolitik der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag