Für eine bes­sere medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung in Sachsen

Posi­ti­ons­pa­pier SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag
Beschlossen am 11. April 2019

245 Haus­arzt­stellen sind zur­zeit in Sachsen nicht besetzt. 2.600 prak­ti­zie­renden Hausärzt*innen arbeiten im Frei­staat. Davon sind 28 Pro­zent schon über 60 Jahre alt.

Diese Zahlen öffnen einen Rahmen, der zeigt: Wir müssen mehr tun. Schauen wir dar­über­hinaus noch in einige spe­zi­elle Regionen, etwa um Oels­nitz, Plauen, Werdau, Crim­mit­schau, Anna­berg-Buch­holz, Zittau und Weiß­wasser, dann wird es noch offen­sicht­li­cher. Dort gibt es Bereiche, in denen bis 2030 alle Hausärzt*innen in den Ruhe­stand gehen.

Das Land Sachsen hat schon vor vielen Jahren Maß­nahmen ange­stoßen, wie wir mehr (Haus)Ärzt*innen in allen Regionen haben können. Denn es muss doch egal sein, wo man wohnt: ob der Leip­ziger, die Alten­ber­gerin, der Rei­chen­ba­cher oder die Nies­kyerin – sie alle sollen best­mög­lich ärzt­lich ver­sorgt sein. Sti­pen­dien- und Stu­di­en­pro­gramme haben Moti­va­tion gegeben, sodass einige junge Men­schen gerade mitten im Stu­dium sind, um am Ende als Haus­arzt oder Haus­ärztin außer­halb der Groß­städte zu arbeiten. Es gibt För­der­mög­lich­keiten für die Wei­ter­bil­dungs­ver­bünde und auch für Ärzt*innen im länd­li­chen Raum, wenn sie für ihre Praxis bei Bau oder Aus­stat­tung Unter­stüt­zung brau­chen.

Klar ist aber: Das reicht noch nicht. Des­halb haben wir Vor­schläge erar­beitet, die auch auf den vielen Anre­gungen der ver­schie­denen Akteure – von den Ärz­te­ver­bänden, über die Medizin-Stu­die­renden bis zu den Kran­ken­kassen – beruhen.

Polikliniken

Der Arzt als „Ein­zel­kämpfer“ in der Nie­der­las­sung, das kann abschre­cken. Denn dies bringt einiges an Ver­wal­tungs­auf­gaben mit sich. Des­wegen wollen wir als Land das Modell der Poli­klinik in Sachsen beför­dern.

In den Poli­kli­niken können neben Ärzt*innen wei­tere Gesund­heits­be­rufe, Pfle­ge­kräfte, Arztassistent*innen und Apotheker*innen arbeiten. Die Ver­wal­tung teilt man sich und durch die Zusam­men­ar­beit haben die Ärzt*innen mehr Zeit für ihre Patient*innen.

Die Patient*innen finden durch die Poli­kli­niken vieles für ihre Gesund­heit an einem Platz. Dazu müssen wir uns auch darum küm­mern, dass sie bei län­geren Wegen zur Poli­klinik Unter­stüt­zung für die Fahrten bekommen.

  • Dafür werden wir Städten und Gemeinden den Aufbau neuer Poli­kli­niken mit Geld för­dern und beim Betrieb unter­stützen.
  • Damit der Aufbau schnell geht, sollen zen­tral „Auf­bau­helfer“ bereit­stehen. Die können, wenn nötig und ange­for­dert, unter­stützen.

In grö­ßeren Teams gibt es durch die Lei­tungs- und Super­vi­si­ons­stellen dann auch Ent­wick­lungs­mög­lich­keiten, die eine Per­spek­tive für junge Berufsanfänger*innen dar­stellen können. Denn junge Stu­die­rende bli­cken auf die „Nie­der­las­sung“, beson­ders im länd­li­chen Raum, häufig wie eine beruf­liche Sack­gasse. Einmal die Stelle, immer die gleiche Stelle. Wir wollen aber Chancen bieten.

Als junger Mensch kann man sich zudem dadurch anstellen lassen – es ist quasi ein „Schnup­per­an­gebot“ für den Berufs­ein­stieg und auch die Chance, Beruf und Familie deut­lich besser unter einen Hut zu bekommen.

Arztassistenzen

Die Arztassistent*innen sind eine Hilfe für Ärzt*innen und Patient*innen. An der Berufs­aka­demie Plauen haben wir einen neuen Stu­di­en­gang auf­ge­legt: die Arzt­as­sis­tenz, den soge­nannten „phy­si­cian assistant“. Das Pro­gramm ist sehr gut ange­laufen. Die Bachelor-Stu­die­renden stehen nach drei Jahren für die Ent­las­tung und Unter­stüt­zung des ärzt­li­chen Fach­per­so­nals bereit. Durch die dualen Stu­di­en­be­din­gungen – also Kom­bi­na­tion aus Theorie und Praxis – können sich junge Men­schen an ihren Arbeits- und Wohnort binden.

  • Wir wollen 30 duale Stu­di­en­plätze „phy­si­cian assistant“ mehr an der Berufs­aka­demie Sachsen am Standort Plauen, die vom Frei­staat Sachsen finan­ziert werden.

Zudem könnten die schon aus­ge­bil­deten „Nicht­ärzt­li­chen Pra­xis­as­sis­tenten“ Ärzt*innen mehr ent­lasten. Wenn die Assistent*innen den Ärzt*innen denn mehr Auf­gaben abnehmen dürften. Im Moment ist das ein beschränkter Katalog. Vor­schläge, wie man ihn erwei­tern könnte, gibt es. Dazu gehören: Über­nahme von Case‑, Wund- und Schnitt­stellen-Manage­ment, Umset­zung von Behand­lungs­leit­fäden und Ver­sor­gungs­pro­grammen, Unter­stüt­zung bei struk­tu­rierten Behand­lungs­pro­grammen für chro­nisch Kranke sowie bei der ärzt­li­chen Ver­sor­gung in Pfle­ge­ein­rich­tungen, in der Pal­lia­tiv­ver­sor­gung und in der ärzt­li­chen Praxis.

  • Wir finden, die „Nicht­ärzt­li­chen Pra­xis­as­sis­tenten“ können mehr und können damit auch die Ärzt*innen stärker ent­lasten und diesen so mehr Zeit für ihre Patient*innen geben. Des­wegen ist der Katalog für die „Dele­ga­ti­ons­leis­tungen“ (was die Ärzt*innen an die Praxisassistent*innen wei­ter­geben dürfen) zu erwei­tern.
Mehr Möglichkeiten und Flexibilität für Ärzt*innen

Wir sind nicht die ein­zigen, die sich drin­gend um mehr Ärzt*innen und mehr „Arzt­stunden“ bemühen müssen. Gemeinsam mit den anderen Bun­des­län­dern können wir viel anstoßen. Dazu gehören auch ver­schie­dene Maß­nahmen des Sach­ver­stän­digen-Gut­ach­tens „Bedarfs­ge­rechte Steue­rung der Gesund­heits­ver­sor­gung“. Dass Sachsen den Vor­sitz der Gesund­heits­mi­nis­ter­kon­fe­renz hat, sollten wir nutzen. Für uns stehen fol­gende Ideen im Vor­der­grund:

  • Das Nach­be­set­zungs­ver­fahren ist zu refor­mieren. Man sollte eine Praxis nicht weit über dem „Kauf­wert“ erwerben müssen. Eine Nach­be­set­zung sollte schon fünf Jahre vor Auf­gabe des Ver­trags­arzt­sitzes erfolgen können.
  • Tan­dem­praxen sollen einen guten Über­gang mög­lich machen, indem junge und ältere Mediziner*innen schon länger gemeinsam arbeiten.
  • Der Frei­staat muss weiter gemeinsam mit den Ärzt*innen und der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung am Thema „Bud­ge­tie­rung“ arbeiten – sodass Ärz­tinnen und Ärzte tat­säch­lich mehr arbeiten können und es in diesen Fällen und beson­ders in Mangel-Regionen auch bezahlt bekommen.
  • Mit mehr und bes­seren digi­talen Hilfen könnte einiges ver­ein­facht werden. Es erfor­dert aber Ein­satz, um grund­le­gende Pro­bleme end­lich zu über­winden. Der­zeit exis­tieren zu viele Schnitt­stellen-Pro­bleme, es fehlen ein­heit­liche Soft­ware­stan­dards, um Kom­mu­ni­ka­tion von Pro­grammen mit den Soft­wares in den Arzt­praxen her­zu­stellen. Ziel muss immer sein: die Men­schen hinter den Begriffen „Tele­me­dizin“, „E‑Health“ und „Tele­care“ – also die Patient*innen und Ärzt*innen – best­mög­lich zu unter­stützen. Dabei ist Digi­ta­li­sie­rung nur eine Hilfe, kein Ersatz.
Lust im Studium auf Hausarzt und „ländliche Regionen“

Dass im Medi­zin­stu­dium einiges ver­än­dert werden muss, war schon länger klar. Dafür wurde der „Mas­ter­plan Medi­zin­stu­dium 2020“ ent­wi­ckelt. Darin finden sich viele Punkte, die uns auch beim Thema „Hausärzt*innen“ helfen. Durch die Auf­wer­tung kann das Ver­hältnis von Allgemeinmediziner*innen zu Fachärzt*innen ver­bes­sert werden. Des­wegen soll der Mas­ter­plan auch in Sachsen schnellst­mög­lich umge­setzt werden. Dazu gehören:

  • All­ge­mein­me­dizin als Pflicht­be­stand­teil im Stu­dium imple­men­tieren und die neuen Ele­mente in der Ver­zah­nung von Theorie und Praxis finan­ziell unter­setzen.
  • Modell­stu­di­en­gänge sollen begleitet werden. Beson­ders unser neues Modell der „Haus­arzt­klasse“ soll weiter geför­dert werden.
  • Die Hoch­schul­zu­las­sungs­kri­te­rien in Umset­zung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts­ur­teils anpassen, insb. müssen beruf­liche Vor­er­fah­rungen berück­sichtig werden.

Im „Prak­ti­schen Jahr“ (PJ) geht es im Medi­zin­stu­dium vor allem um die Arbeit mit den Patient*innen. Der Theorie folgt die Pra­xis­er­fah­rung. Wir brau­chen hier aber Ver­än­de­rungen, auch um hier mehr Inter­esse für den Beruf als Haus­arzt zu wecken. Dafür wollen wir:

  • Einen Min­dest-Ver­gü­tungs-Betrag fest­setzen, um die Finan­zie­rung wäh­rend des PJ für die ange­henden Mediziner*innen abzu­si­chern.
  • Einen Son­der­zu­schlag für das PJ im länd­li­chen Raum ein­führen. Vor­bild kann der Lehr­amts­an­wär­ter­son­der­zu­schlag sein.
  • Die Zuschüsse für PJ in länd­li­chen Haus­arzt­praxen erhöhen.
Zusammenarbeit

Dort der Arzt, da das Kran­ken­haus, wirk­lich zusam­men­ge­ar­beitet wird nicht. Das liegt meist daran, dass jeder – teils gezwun­ge­ner­maßen – nur in der „Logik“ seines Bereichs denkt und Maß­nahmen nur auf diese Ein­zel­in­ter­essen passen. Das soll in Zukunft nicht mehr so sein. Hinter den sper­rigen Worten „sek­tor­über­grei­fende Ver­sor­gung“ steckt eine der wich­tigsten – aber auch kom­pli­zier­testen – Pro­jekte für die Zukunft. Es geht darum, dass alle im Gesund­heits­be­reich besser mit­ein­ander ver­netzt sind, besser zusam­men­ar­beiten können – immer unter dem Ziel, dass die Patient*innen besser ver­sorgt werden.

In Sachsen wurden dafür zwei Modell­pro­jekte ange­schoben, in ver­schie­denen Regionen. Diese arbeiten an ver­schie­denen The­men­schwer­punkten, u. a. an dem Modell wie den Poli­kli­niken, der bes­seren Ver­net­zung und wie die Wege der Patient*innen mit­zu­denken sind (bspw. bar­rie­re­freier und alters­ge­rechter ÖPNV, Fahr­ser­vice, Öff­nungs­zeiten)

Die Ergeb­nisse der Modell­re­gionen müssen wir schnell umsetzen und vor allem muss das Land Sachsen dabei so gut es geht unter­stützen.

Mehr Arzt-Studierende

Auch für andere Berufe muss in Zukunft mehr an den Uni­ver­si­täten aus­ge­bildet werden. Für die Pfle­ge­be­rufe wurde gerade eine Teil-Aka­de­mi­sie­rung beschlossen. Die Aus­bil­dung zur Heb­amme soll gänz­lich auf ein Hoch­schul­stu­dium umge­stellt werden. In diesem Zusam­men­hang muss man sich Gedanken zu mehr Stu­di­en­plätzen für die Mediziner*innen machen.

  • Es muss eine gesund­heits­po­li­ti­sche Bedarfs­pla­nung für Stu­di­en­gänge im Gesund­heits- und Pfle­ge­be­reich vor­ge­legt werden, um der Aka­de­mi­sie­rung (u. a. Heb­ammen und Pfle­ge­be­rufe) und dem tat­säch­li­chen Bedarf gerecht zu werden, sowie die „Hoch­schul­ent­wick­lungs­pla­nung 2025“ anzu­passen.
  • Dabei brau­chen wir die Absi­che­rung der Medi­zi­ner­aus­bil­dung auf hohem Niveau. Zwar bildet Sachsen seit Jahren über­durch­schnitt­lich viele Mediziner*innen aus. Ein Teil dieser Stu­di­en­plätze ist jedoch befristet und muss ver­ste­tigt werden. Die 20 Medizin-Stu­di­en­plätze, die bisher aus dem Hoch­schul­pakt befristet bis 2020 finan­ziert werden, wollen wir nach 2020 aus Lan­des­mit­teln wei­ter­fi­nan­zieren. Machen wir das nicht, fallen sie weg.
Erfolgreiches ausbauen

Sachsen tut schon seit vielen Jahren eine Menge für mehr Hausärzt*innen. Nicht nur die Staats­re­gie­rung, auch die Kas­sen­ärzt­liche Ver­ei­ni­gung, die Lan­des­ärz­te­kammer, die Uni­ver­si­täten und die Kran­ken­häuser leisten ihren Bei­trag. Unsere lau­fenden Pro­gramme müssen wir über­prüfen und an den rich­tigen Stellen aus­bauen. Dabei sind für uns beson­ders wichtig:

  • Das Netz­werk „Ärzte für Sachsen“ ist die wich­tigste Koor­di­nie­rungs­in­stanz in Sachsen. Hier kommen alle Partner zusammen. Wir wollen, dass das Netz­werk durch das Land Sachsen stärker unter­stützt wird.
  • Die Stu­dien- und Sti­pen­di­en­pro­gramme (u. a. „Stu­dieren in Europa“ und „Säch­si­sches Haus­arzt­sti­pen­dium – Pro­gramm Aus­bil­dungs­bei­hilfe“) wollen wir eva­lu­ieren und aus­bauen.

Hintergrundinformationen

Was machen wir schon?

Im Netz­werk „Ärzte für Sachsen“ (geför­dert durch Lan­des­mittel) läuft alles zusammen und arbeiten alle Akteure gemeinsam.

Zwei Modellregionen sind gestartet

(Mari­en­berg und Weiß­wasser), die „sek­tor­über­grei­fende Ver­sor­gung“ proben, testen und eva­lu­ieren sollen. Dabei geht es um ein Modell „länd­li­ches Kran­ken­haus / länd­li­ches Gesund­heits­zen­trum“,

  • ambu­lant (v. a. Ärzte & Co.) und sta­tionär (v. a. Kran­ken­haus) besser mit­ein­ander zu ver­netzen,
  • dass die Partner in der Kom­mune mit­ma­chen und ein­ge­bunden sind,
  • welche Mobi­li­täts­lö­sungen für die Patient*innen gut sind (ver­nünf­tiges Hin- und Zurück­kommen), Heimbewohner*innen anständig medi­zi­nisch ver­sorgt werden und wie bspw.
  • Technik sinn­voll und unter­stüt­zend zum Nutzen von allen ein­ge­setzt werden kann.
Maßnahmen der „Selbstverwaltung“

(Kas­sen­ärzt­liche Ver­ei­ni­gung, Lan­des­ärz­te­kammer) / Akteure:

  • Nie­der­las­sungs­zu­schüsse (60.000 €; in beson­ders pro­ble­ma­ti­schen Regionen 100.000 €)
  • För­de­rung der Wei­ter­bil­dung, Beschäf­ti­gung von Ärzten in Wei­ter­bil­dung (u. a. 50 Plätze Medizin durch Bun­des­för­de­rung (, 4.800 € pro Monat + 250 € bei Tätig­keit in Gebieten mit dro­hender Unter­ver­sor­gung / + 500 € bei Tätig­keit in Gebieten mit fest­ge­stellter Unter­ver­sor­gung)
  • För­de­rung „Wahl­ter­tial“ in All­ge­mein­me­dizin – 200 € Lehr­praxis im städ­ti­schen Raum / 500 € im länd­li­chen Raum; Lehr­praxis bekommt nach Ende Ter­tial ein­malig 800 €
  • Sti­pen­di­en­pro­gramm der säch­si­schen Kran­ken­häuser
  • Auf­wands­ent­schä­di­gung im Prak­ti­schen Jahr an vielen Kli­niken, einige stellen Unter­kunft zur Ver­fü­gung, unter­stützen bei Kin­der­be­treuung, spon­sern oder bezu­schussen Essen
  • För­de­rung Famu­latur im haus­ärzt­li­chen Bereich
  • Men­to­ring­pro­gramme an ver­schie­denen Ein­rich­tungen
  • Bera­tungen

Ein­zelne Städte / Kreise bieten indi­vi­du­elle Unter­stüt­zung – von Pra­xis­über­nahme, Wohn­raum bis Büro­kra­tie­ver­fahren.

Was wir als Land Sachsen machen
  • „Säch­si­sches Haus­arzt­sti­pen­dium – Pro­gramm Aus­bil­dungs­bei­hilfe“ (1.000 € monat­lich, wenn man sich ver­pflichtet Haus­ärztin außer­halb der Groß­städte zu werden; 20 Plätze pro Jahr)
  • Pro­gramm „Stu­dieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ (20 Stu­di­en­plätze pro Jahr an Uni in Ungarn, Über­nahme Stu­di­en­ge­bühren, Paten­schaft mit Haus­arzt­praxis in Sachsen außer­halb Groß­städte; Ver­pflich­tung mind. 5 Jahre als Haus­ärztin außer­halb Groß­städte zu arbeiten)  – Pro­gramm wird jetzt auch für Ärzte im Öffent­li­chen Gesund­heits­dienst auf­ge­legt
  • För­der­mög­lich­keiten für Ärzte im länd­li­chen Raum über EU-LEADER-Pro­gramm (Bau, Aus­stat­tung)
  • För­de­rung Wei­ter­bil­dungs­ver­bünde (Ärzt*innen müssen sich nach „Grund­stu­dium“ wei­ter­bilden, und machen dann erst Spe­zia­li­sie­rungen)
  • Unter­stüt­zungs­mittel für „Ärzte für Sachsen“ (bspw. Koor­di­nie­rungs­stelle)
  • LEADER För­de­rung (v. a. Bau, Aus­stat­tung) für länd­li­chen Raum
  • För­de­rung Digi­ta­li­sie­rung (u. a. über För­der­richt­linie E‑Health).
Warum steht die „Landarztquote für Studienanfänger*innen“ nicht im Papier?

Beson­ders aus gesund­heits­po­li­ti­scher Sicht haben wir uns einer Land­arzt­quote für Studienanfänger*innen nicht ver­wei­gert.

Aber es gibt dafür hohe ver­fas­sungs­recht­liche Hürden, weil sie in die Berufs­wahl­frei­heit, die Berufs­aus­übungs­frei­heit und die Besten­aus­wahl ein­greift. Ver­fas­sungs­recht­lich kann diese Quote nur ein aller­letztes Mittel sein: Wenn der Staat vor Ein­füh­rung einer sol­chen Quote nicht alle anderen Mittel aus­ge­schöpft hat, um den Haus­arzt­mangel im länd­li­chen Raum aus­zu­glei­chen, ist die Quote unver­hält­nis­mäßig und damit ver­fas­sungs­widrig.

Wir sagen aber: die vor­letzten, vor­vor­letzten, und viele Mittel davor sind noch nicht aus­ge­schöpft. Sie sind nur für das Gesund­heits­mi­nis­te­rium arbeits­auf­wen­diger und erfor­dern mehr Fle­xi­bi­lität. Aber viele davon wirken nach­weisbar und dies noch viel schneller. Am Ende ist klar: die „Land­arzt­quote“ gilt für Studienanfänger*innen. Eine voll­stän­dige Aus­bil­dung von Ärzt*innen dauert min­des­tens 11 Jahre. Die Art der Stu­di­en­platz­ver­gabe könnte in Sachsen frü­hes­tens im Win­ter­se­mester 2020/2021 beginnen. In einer Arzt­praxis kommen die aus­ge­bil­deten Mediziner*innen dann frü­hes­tens 2031 an.

Solide geprüft – mit den Erfah­rungen anderer Bun­des­länder (und den dort in Kürze zu erwar­tenden Klagen) – und ein­ge­bunden in ein umfas­sendes Pro­gramm, könnte die Land­arzt­quote für Studienanfänger*innen als letzte Maß­nahme stehen.

Dabei ist aber auch die Kritik zu berück­sich­tigen, die v. a. die Medizin- Stu­die­renden selbst immer wieder vor­tragen. Denn die wird es betreffen. Dazu ver­weisen wir auf das Posi­ti­ons­pa­pier der „Bun­des­ver­ei­ni­gung der Medi­zin­stu­die­renden in Deutsch­land e. V.“