Das Gedenken an den Holocaust verpflichtet uns alle!
Heute, am 27.Januar 2021, jährt sich zum 25. Mal, dass der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik begangen wird.
Bundespräsident Roman Herzog sagte 1996 dazu:
„Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“
Die Vereinten Nationen proklamierten den 27.Januar im Jahr 2005 als Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. In Israel wird seit 1951 der 27.Nisan des jüdischen Kalenders als Jom haScho’a (Gedenken an die Massenvernichtung der Juden) begangen. Der Begriff Scho’a bringt die Einzigartigkeit dieses Menschheitsverbrechens zum Ausdruck. Der 27.Nisan fällt kalendarisch nicht auf den 27. Januar.
Frank Richter, MdL, kultur- und erinnerungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion:
„Es ist gut, dass der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus auch in Sachsen einen festen Platz im öffentlichen Bewusstsein hat. In vielen Orten, in Gedenkstätten, an Mahnmalen und Stolpersteinen versammeln sich besonnene und engagierte Demokraten.
Oft sind es die lokalen Leidensgeschichten, die berühren und wachrütteln. Der Terror der Nazis fand nicht nur in Auschwitz statt. Er tobte vor den Haustüren so genannter ehrenwerter Bürger. Viele schauten zu oder schauten weg. Die Verbrechen begannen lange bevor die Nazis an die Macht kamen. Das gelang den Nazis auch deshalb, weil Nicht-Nazis es erlaubten.
Ignorante, gleichgültige und sympathisierende Bürger haben sich mitschuldig gemacht.
Heute gilt das Gleiche: Keiner kann sich rausreden. Wer meint, dass ihn Rechtsextremismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus nichts angingen und dass er nicht widersprechen muss, wenn dieses Denken, Reden und Handeln einsickert in die Gesellschaft, ist mitverantwortlich, dass es sich erneut festsetzt und ausbreitet.
Sachsen hat sich über viele Jahre zu einem Hot-Spot des Rechtsextremismus entwickelt.
Die Mitglieder der jüdischen Gemeinden, Sinti und Roma, Muslime, Zugewanderte aus entfernten Kulturen und Ethnien, Homosexuelle und andere Mitmenschen, deren Herkunft und Lebensart manchen fremd erscheinen, erleben Häme und Diskriminierung. Dabei bleibt es nicht. Die Anzahl der rassistisch und fremdenfeindlich motivierten Straftaten verharrt auch in Sachsen seit Jahren auf hohem Niveau.
Politiker auf allen Ebenen des Staates, Vertreter der Behörden und Institutionen, der Justiz, Lehrerinnen, Lehrer und Journalisten sowie alle humanistisch und demokratisch gesinnten Bürger müssen diese Entwicklung stoppen und ins Gegenteil verkehren. Wir müssen der Leugnung und Relativierung des Holocaust widersprechen. Wir leben in einer global vernetzten, krisengeschüttelten, von Halbwahrheiten und Falschnachrichten verunsicherten und schicksalhaft verbundenen Gesellschaft. Wir brauchen eine Neubesinnung auf die Werte der Aufklärung und des Humanismus. Wir brauchen eine Praxis der Mitmenschlichkeit.“