Sozialen Zusammenhalt sichern. Zukunft gestalten.
Finanzpolitische Grundsätze der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag.
Sozialen Zusammenhalt sichern. Zukunft gestalten.
Finanzpolitische Grundsätze der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag.
Sachsen steht vor wegweisenden Entscheidungen.
In den jetzt beginnenden „Zwanziger Jahren” entscheidet sich, wo wir zukünftig stehen. Für den ökonomischen, ökologischen und digitalen Wandel braucht es eine moderne Finanz- und Haushaltspolitik, um sozialen Zusammenhalt zu sichern und die Zukunft zu gestalten.
Was wir, die SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, darunter verstehen, haben wir in einem finanzpolitischen Grundsatzpapier festgehalten.
Dirk Panter:
Die Antwort der SPD-Fraktion auf die Herausforderungen der Zukunft ist die Reform der #Schuldenbremse und der #Sachsenfonds2050.
Um Zukunftsinvestitionen möglich zu machen und auch für kommende Krisen gerüstet zu sein, muss die sächsische Verfassung geändert werden.
Sonst reden wir bald u.a. über einschneidende Kürzungen im Sozialen, der Bildung oder beim Verkehr.
Das Papier zum Download
(PDF, 193 kB)
Pressemitteilung
unseres Finanzexperten und Fraktionsvorsitzenden Dirk Panter
O‑Töne
von Dirk Panter
O‑Töne
von Dirk Panter
„Wer bei der Finanz- und Haushaltspolitik nur an Kürzungen und die vorschnelle Tilgung von Krediten denkt, hat nicht verstanden, vor welchen enormen Herausforderungen wir in Sachsen stehen.
Denn im Schatten von Corona ordnen sich ganze Wirtschafts- und Industriezweige neu. Der Freistaat muss jetzt investieren, um die Herausforderungen der 20er Jahre zu stemmen.
An der Zukunft Sachsens darf nicht gespart werden. Sonst zahlen unsere Kinder und zukünftige Generationen diesen Fehler doppelt und dreifach zurück. Generationengerechtigkeit sieht anders aus.”
„Unsere Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft ist die Reform der Schuldenbremse und der Sachsenfonds 2050. Um Zukunftsinvestitionen möglich zu machen und auch für kommende Krisen gerüstet zu sein, muss die sächsische Verfassung geändert werden. Sonst reden wir beispielsweise nicht mehr über die Reaktivierung neuer Bahnstrecken, sondern die Schließung bestehender. Wir reden nicht über mehr Geld für die Schulsozialarbeit, das Ehrenamt oder die Gesundheits- und Wirtschaftsförderung, sondern über einschneidende Kürzungen in diesen Bereichen.”
„Ein starker Staat braucht eine moderne Finanzpolitik, einen Motor des Wandels und keinen Hemmschuh. Die SPD-Fraktion hat mit diesem Grundsatzpapier den Weg dahin skizziert. Wir freuen uns auf die Diskussion darüber – sowohl in der Koalition, als auch in der Gesellschaft. Unsere Rote Linie ist und bleibt dabei: eine Kürzungspolitik wie 2010 wird es mit der SPD-Fraktion nicht geben.”
„Sachsen darf nicht mehr nur die zweite oder dritte Geige spielen. Dafür braucht Sachsen aber eine moderne Finanzpolitik. Und keine kurzsichtige Knausrigkeit.”
Wer bei der Finanz- und Haushaltspolitik nur an Kürzungen und die vorschnelle Tilgung von Krediten denkt, hat nicht verstanden, worum es geht.
Sachsen ist so leistungsfähig wie ein ICE. Die bisherige Finanzpolitik stellt aber schon die Schienen infrage. Vom Strom ganz zu schweigen.
Das Korsett Schuldenbremse schnürt Sachsen die Luft ab. Es beraubt uns wichtiger Handlungsspielräume. Dies hätte dramatische Folgen für das Land.
Es ist Zeit, dass auch der Freistaat Sachsen ökonomische Vernunft an den Tag legt.
Dirk Panter
Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Haushalt und Finanzen
O‑Töne
von Dirk Panter
Dresden, 16. Dezember 2021
„Sozialen Zusammenhalt sichern. Zukunft gestalten.”
SPD-Fraktion beschließt finanzpolitisches Grundsatzpapier
Für die SPD-Fraktion des Sächsischen Landtags steht fest: Die Finanz- und Haushaltspolitik muss in Sachsen von einem Hemmschuh zu einem Motor des Wandels werden. Sie hat sich daher in den vergangenen Wochen intensiv mit einer zukunftsgewandten Haushalts- und Finanzpolitik beschäftigt und ein Grundsatzpapier verabschiedet.
Zur Intention und Zielrichtung führt Dirk Panter, der Vorsitzende der Fraktion und Finanzexperte, aus:
„Wer bei der Finanz- und Haushaltspolitik nur an Kürzungen und die vorschnelle Tilgung von Krediten denkt, hat nicht verstanden, vor welchen enormen Herausforderungen wir in Sachsen stehen. Denn im Schatten von Corona ordnen sich ganze Wirtschafts- und Industriezweige neu. Der Freistaat muss jetzt investieren, um die Herausforderungen der 20er Jahre zu stemmen. An der Zukunft Sachsens darf nicht gespart werden. Sonst zahlen unsere Kinder und zukünftige Generationen diesen Fehler doppelt und dreifach zurück. Generationengerechtigkeit sieht anders aus”, so der Fraktionsvorsitzende Panter.
„Unsere Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft ist die Reform der Schuldenbremse und der Sachsenfonds 2050. Um Zukunftsinvestitionen möglich zu machen und auch für kommende Krisen gerüstet zu sein, muss die sächsische Verfassung geändert werden. Sonst reden wir beispielsweise nicht mehr über die Reaktivierung neuer Bahnstrecken, sondern die Schließung bestehender. Wir reden nicht über mehr Geld für die Schulsozialarbeit, das Ehrenamt oder die Gesundheits- und Wirtschaftsförderung, sondern über einschneidende Kürzungen in diesen Bereichen”, führt der Finanzexperte aus.
„Ein starker Staat braucht eine moderne Finanzpolitik, einen Motor des Wandels und keinen Hemmschuh. Die SPD-Fraktion hat mit diesem Grundsatzpapier den Weg dahin skizziert. Wir freuen uns auf die Diskussion darüber – sowohl in der Koalition, als auch in der Gesellschaft. Unsere Rote Linie ist und bleibt dabei: eine Kürzungspolitik wie 2010 wird es mit der SPD-Fraktion nicht geben”, so Panter abschließend.
Unsere Wirtschaft verändert sich.
Unsere Wirtschaft verändert sich. Im Schatten von Corona ordnen sich ganze Wirtschafts- und Industriezweige neu. Die industrielle Landkarte wird neu gezeichnet. Wir müssen jetzt massiv investieren, damit die sicheren Arbeitsplätze von morgen entstehen.
Wenn wir in 25 Jahren klimaneutral werden wollen, …
… stehen wir in Sachsen vor einem der größten Modernisierungsprozesse unserer Industrie seit 1990. Er betrifft die Energiewirtschaft, die Automobil- und Stahlindustrie, die Elektrotechnik und Mikroelektronik, den Maschinenbau und die Bauwirtschaft. Der Umbau entscheidet darüber, ob Sachsen ein Industrieland mit sicheren Arbeitsplätzen bleibt.
Die Grundlage für wirtschaftliche Stärke …
… ist eine moderne Breitband‑, Energie- und Verkehrsinfrastruktur, die konsequent auf- und ausgebaut werden muss. Entscheidend ist dabei der schnelle Ausbau von erneuerbaren Energien in Sachsen. Klimaschutz und Energiewende müssen mit wirtschaftlichem Aufschwung und sozialer Sicherheit Hand in Hand gehen.
Eine hervorragende Bildung, .…
… der gesellschaftliche Zusammenhalt und ein modernes Gesundheitssystem sind die Voraussetzungen dafür, dass wir erfolgreich bleiben. Dort darf nicht gekürzt werden. Denn wir müssen als Land so attraktiv sein, dass Menschen in Sachsen bleiben oder nach Sachsen kommen – und zwar nicht nur in die Metropolregionen, sondern auch die ländlichen Räume.
Wir haben die Chance auf einen Vorsprung Ost …
… auch in Sachsen: 1990 wurde die ostdeutsche Wirtschaft abgewickelt, es blieben die Werkbänke vor allem westdeutscher Unternehmen und kleine Firmen. Sachsen kann jetzt eine Spitzenposition bei wirtschaftlicher und technologischer Kompetenz einnehmen: Beispielsweise bei der Elektromobilität, der Wasserstoffwirtschaft, im Bereich der Künstlichen Intelligenz und der Mikroelektronik.
Um die Herausforderungen der nächsten Jahre bewältigen zu können, muss die Finanzpolitik in Sachsen von einem Hemmschuh zu einem Motor des Wandels werden. Wer bei der Finanz- und Haushaltspolitik weiterhin nur an Kürzungen und die vorschnelle Tilgung von Krediten denkt, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden.
Wer so denkt, gefährdet den Wirtschaftsstandort Sachsen. Denn kaum ein:e Ökonom:in, ein:e Wirtschaftswissenschaftler:in oder kluge:r Unternehmer:in widerspricht an der Stelle, dass wir öffentliche Investitionen brauchen, um privatwirtschaftliche Investitionen – gerade auch in Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien – zu entfesseln.
Das Ziel der SPD-Fraktion ist eine solide und moderne Finanzpolitik, die auch in Krisenzeiten ohne schmerzhafte Kürzungen bei der öffentlichen Daseinsvorsorge auskommt und gerade in schwierigen Zeiten Zukunftsinvestitionen auf den Weg bringt.
Wir brauchen kluge, sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Zukunftsinvestitionen in die Modernisierung unserer Wirtschaft mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen.
Das können wir nicht aus der Portokasse finanzieren.
Wir schlagen daher den Sachsenfonds 2050 vor. Durch ein solches gesetzlich zu bildendes Sondervermögen sollen Investitionen langfristig finanziert werden.
Das Sondervermögen könnte sich aus einer Kreditaufnahme, der verringerten Zuführungen zum Beamtenpensionsfonds oder einer Erhöhung der Steuereinnahmen speisen.
Der Fonds ist ein Leistungsfähiger Motor für:
den Umbau von Kommunikationsnetzen im Zuge der Digitalisierung
den klimafreundlichen Umbau des Verkehrsnetzes
den ökologischen Umbau von Land‑, Forst- und Ernährungswirtschaft
den Ausbau und Erhalt der Bildungsinfrastruktur,
die Stärkung von Forschung und Anwendung von Zukunftstechnologien (z. B. Wasserstoff, Künstliche Intelligenz, Health Sciences u. ä.)
den klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung
den Erhalt kommunaler Straßeninfrastruktur
Wenn jetzt investiert wird, …
… kann sich Sachsen als deutschland- und europaweit führender Standort in der Elektromobilität, der Wasserstoffwirtschaft, im Bereich der Künstlichen Intelligenz und Mikroelektronik etablieren. Damit hat Sachsen die Chance auf einen Vorsprung Ost.
Der größte Hemmschuh für eine moderne Haushalts- und Finanzpolitik ist die Schuldenbremse.
Die Kreditaufnahme ist in Sachsen grundsätzlich möglich, aber sie ist mit restriktiven Bestimmungen verbunden. Die Rückzahlung von Krediten ist mit der festen Frist von maximal acht Jahren verknüpft.
Das war ein Fehler, den mittlerweile fast die gesamte Wirtschaftswissenschaft auch als solchen bezeichnet.
Im nächsten Haushalt drohen Kürzungen in Höhe von:
Euro
Zur Bewältigung der Corona-Pandemie kann Sachsen 6 Milliarden Euro an Krediten aufnehmen. Die aktuellen Planungen gehen von 3,2 Milliarden Euro aus. Diese Summe muss bis 2029 zurückgezahlt werden, beginnend 2023.
Dadurch wird noch einmal mehr als deutlich: Sachsen hat bei der Schuldenbremse einen Sonderweg eingeschlagen, der zur Investitionsbremse wird.
Dieses Korsett schnürt Sachsen die Luft ab und beraubt uns haushälterischer Handlungsspielräume. Zudem plant das Finanzministerium ab 2023 mit jährlichen globalen Minderausgaben. Das heißt im nächsten Doppelhaushalt müssten 3,3 Milliarden Euro gekürzt werden.
Das hätte dramatische Folgen für das Land.
Wir fordern daher:
Die sächsische Schuldenbremse muss überprüft und überarbeitet werden.
Um nicht in die Tilgungsfalle zu tappen, setzen wir uns für eine Streckung der Kreditrückzahlung in Richtung 25 Jahre ein.
Auch hier beziehen viele Ökonom:innen und Wirtschaftswissenschaftler:innen klar Position:
In Zeiten von Null-Zinsen, Konjukturkrisen und wichtigen Großprojekten muss der Staat investieren.
Sie halten scharfe Regelungen wie die zur Schuldenbremse in der sächsischen Verfassung für falsch.
Video: Online-Fachgespräch der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Martin Dulig (Sächsischer Wirtschafts- und Arbeitsminister), Prof. Dr. Peter Bofinger (Universität Würzburg), Prof. Dr. Thomas Lenk (Universität Leipzig), Prof. Dr. Joachim Ragnitz (stellv. Leiter ifo Dresden), Philippa Sigl-Glöckner (Direktorin „Dezernat Zukunft”), Prof. Dr. Achim Truger (Universtität Duisburg-Essen)
Auch der DGB Sachsen forder eine Reform der Schuldenbremse:
„Die Schuldenbremse droht in Sachsen zur Investitionsbremse zu werden. Es drohen Kürzungen in allen Bereichen. Deshalb muss die Schuldenbremse jetzt reformiert werden! Sachsen hat in ganz Deutschland die starrsten und am wenigsten flexiblen Regelungen. Das geht besser! Jetzt das Thema anpacken und in die Zukunft Sachsens investieren.”
Wer Kürzungen fordert, muss auch klar sagen, an welcher Stelle.
Pauschale Lippenbekenntnisse sind der Situation nicht angemessen.
Die massiven Kürzungen von 2010 sollten uns eine Lehre sein. Es sollte nicht erneut der gleiche Fehler gemacht werden.
Als SPD-Fraktion haben wir im letzten Doppelhaushalt Kürzungen im sozialen Bereich verhindert.
Und mit uns wird es auch in Zukunft keine Kürzungen geben, die den sozialen Zusammenhalt gefährden.
Was auch noch wichtig ist:
Wer über eine moderne Finanzpolitik spricht, muss auch einen Blick auf die Förder- und Personalpolitik des Landes sowie die kommunale Ebene werfen.
Neuausrichtung der Förderpolitik
Es braucht mehr Transparenz, Effizienz und Effektivität in der sächsischen Förderpolitik. Dafür müssen die Anzahl der Förderprogramme reduziert werden. Hierfür werden gerade in einer Expertengruppe Vorschläge erarbeitet (Förderkommission II).
Ziel ist: Weniger Verwaltungsaufwand auf allen Seiten, sowohl bei den Kommunen als auch bei den Bewilligungsstellen. Denn immer neue Auflagen und Prüfungsschritte, um der ausufernden Förderpolitik Herr zu werden, können nicht die Lösung sein. Die Förderpolitik muss schlanker gestaltet und die Förderung möglichst einfach und mit wenig Bürokratie ermöglicht werden. Hierfür braucht es ein zentrales Online-Förderportal, über das der gesamte Antragsprozess laufen sollte.
Zugleich soll im sozialen Bereich die Möglichkeit der Festbetragsfinanzierung über die Ausreichung von mehrjährigen Zuwendungsverträgen geschaffen werden. Die Träger brauchen mehr Planungssicherheit, insbesondere beim Personal.
Neue Personalpolitik umsetzen
Pauschale Personalkürzungen lehnen wir ab: Wer Personal einsparen will, muss Aufgaben einsparen. Die Anzahl an Personal muss sich am tatsächlichen Bedarf orientieren und nicht ideologischen Spar- und Kürzungszielen folgen. Dabei sollte jedoch der Aufbau von Doppelstrukturen vermieden werden.
Verhältnis zwischen Land und Kommunen
Die Kommunen sollen höhere pauschale Mittel erhalten, über deren Verwendung sie frei entscheiden können. Beim kommunalen Finanzausgleich sollte die raumstrukturelle Funktion als Wohn- und Gewerbestandort eine Rolle spielen und nicht nur die absolute Größe der Gemeinde.
Damit die Politik zugänglich und näher an den Menschen ist, wollen wir die Mittelbehörde zwischen Staatsministerien und kommunaler Ebene stärken. Denn es braucht nachvollziehbares, pragmatisches Handeln und erlebbare Erfolge.
Wir wollen eine Gestaltungsoffensive für mehr demokratische Verantwortung direkt vor der Haustür. Deshalb schlagen wir vor, Bürgerbudgets in jedem Ort einzuführen. Kommunen sollen eine Pauschalzahlung erhalten, über die Bürgerinnen und Bürger mit ihren eigenen Ideen bestimmen können.
Häufige Fragen und Antworten
Wofür wird Sachsenfonds 2050 gebraucht?
Um die Herausforderungen der nächsten Jahre bewältigen zu können, muss die Finanzpolitik in Sachsen von einem Hemmschuh zu einem Motor des Wandels werden. Wir brauchen kluge, sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Zukunftsinvestitionen in die Modernisierung unserer Wirtschaft mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen. Das können wir nicht aus der Portokasse finanzieren: Wir schlagen daher den Sachsenfonds 2050 vor. Mit dem Sondervermögen sollen Investitionen durch ein gesetzlich zu bildendes Sondervermögen langfristig finanziert werden.
Die Ideen der SPD-Fraktion klingen ganz schön teuer. Sollen dafür die Steuern erhöht werden?
Das Sondervermögen könnte sich aus einer Kreditaufnahme, der verringerten Zuführungen zum Beamtenpensionsfonds oder einer Erhöhung der Steuereinnahmen speisen. Dabei steht für uns jedoch fest: Steuererhöhungen für kleinere und mittlere Einkommen lehnen wir grundsätzlich ab.
Uns ist klar: Breite Schultern können mehr tragen als schmale. Deshalb müssen die sehr hohen Multi-Millionen-Vermögen ihren Beitrag leisten. Fakt ist aber: Sachsen allein hat nur das Instrument der Grunderwerbsteuer.
Der Steuersatz ist der niedrigste aller Länder. Der Koalitionsvertrag im Bund stellt eine flexiblere Gestaltung in Aussicht, z. B. durch einen Freibetrag. Diese Möglichkeit sollte Sachsen nutzen. Alle anderen Instrumente funktionieren realistisch nur gemeinsam mit dem Bund.
Wird den Beamten die Pension weggenommen?
Nein, keine Sorge! Die Pensionsansprüche stehen nicht zur Debatte. Derzeit legt Sachsen aber jährlich fast eine Milliarde Euro zurück für die Pensionen der Zukunft. Die Vorsorge war lange richtig. Heute wird sie falsch. Jeder Euro, den wir heute in Null-Zins-Zeiten in den Pensionsfonds legen, ist in 20 Jahren – wenn überhaupt – noch 80 Cent wert. In Zeiten dauerhafter Negativverzinsung ist derartige Kapitalvorsorge also fahrlässig. Durch eine Reduzierung der Zuführung an den Fonds könnten mehrere Millionen Euro pro Jahr für Zukunftsinvestitionen frei werden.
In Zeiten sprudelnder Einnahmen und guter Verzinsung ist es richtig, Vorsorge zu betreiben. Sachsen hat genau das in den letzten zehn Jahren geschafft und seine implizite Verschuldung durch zukünftige Pensionslasten in etwa zu einem Drittel gedeckt. Unter anderen Rahmenbedingungen kann ein Pensionsfonds ein sinnvolles Instrument sein. Wir als SPD haben diesen Weg daher auch lange unterstützt. Unter den aktuellen Umständen ist jedoch eine 100 Prozent-Zuführung der künftigen Pensionen ökonomischer Unsinn. In der näheren Zukunft weiter im bisherigen Umfang Zuführungen an den Pensionsfonds zu leisten, ist weder sinnvoll noch notwendig.
Wer also seinen Pensionsfonds unter Inkaufnahme eines erheblichen Wertverlusts füllt, gleichzeitig aber Industriestandort, Arbeitsplätze und gesellschaftlichen Zusammenhalt durch ausbleibende Zukunftsinvestitionen gefährdet, handelt fahrlässig.
Kommt ohne die Schuldenbremse der Schuldenstaat?
Sachsen beschreitet mit der Schuldenbremse einen gefährlichen Sonderweg. Die Kreditaufnahme ist in Sachsen grundsätzlich möglich, aber sie ist mit restriktiven Tilgungsmodalitäten verbunden. Das war ein Fehler, den mittlerweile fast die gesamte Wirtschaftswissenschaft auch als solchen bezeichnet. Denn Sachsen hat bei der Schuldenbremse einen Sonderweg eingeschlagen, der zur Investitionsbremse wird.
Dieses Korsett schnürt Sachsen die Luft ab und beraubt uns haushälterischer Handlungsspielräume. Zur Bewältigung der Corona-Pandemie kann Sachsen 6 Milliarden Euro an Krediten aufnehmen. Die aktuellen Planungen gehen von 3,2 Milliarden Euro aus. Diese Summe muss bis 2029 zurückgezahlt werden, beginnend 2023. Dadurch wird noch einmal mehr als deutlich: Sachsen hat bei der Schuldenbremse einen Sonderweg eingeschlagen, der zur Investitionsbremse wird. Zudem plant das Finanzministerium ab 2023 mit jährlichen globalen Minderausgaben. Das heißt im nächsten Doppelhaushalt müssten 3,3 Milliarden Euro eingespart werden. Das hätte dramatische Folgen für das Land.
Durch die Konstruktion der sächsischen Schuldenbremse läuft der Freistaat damit Gefahr, in eine Tilgungsfalle zu tappen, die die wirtschaftliche Erholung und Zukunftsinvestitionen unmöglich machen. Die sächsische Schuldenbremse muss deshalb überprüft und überarbeitet werden. Wir setzen uns für eine Streckung der Tilgungsdauer auf 25 Jahre ein.
Denn Sachsen braucht eine gestaltende Finanzpolitik für einen kraftvollen Innovations- und Modernisierungsschub. Die jetzige Schuldenbremse ist vielmehr eine wirtschaftliche Wegfahrsperre. Und die Folgen gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir müssen jetzt in die Zukunft investieren: Das ist eine Frage des Respekts gegenüber den Sächsinnen und Sachsen. Wer Generationengerechtigkeit mit dem Schuldenabbau gleichsetzt, verspielt die Zukunft Sachsens und der jungen Generation.
Wir leben nicht mehr in den 90er Jahren: Wer für kommende Generationen gerechte Politik machen will, muss jetzt in die Herausforderungen der Zukunft investieren. Heute sagen viele Ökonominnen und Wirtschaftswissenschaftler, dass in Zeiten von Null-Zinsen, Konjukturkrisen und wichtigen Großprojekten der Staat investieren muss. Es ist Zeit, dass auch der Freistaat Sachsen solche ökonomische Vernunft an den Tag legt. Als Land mit der bundesweit niedrigsten Pro-Kopf-Verschuldung kann sich das Sachsen leisten.
8, 15 oder 25 Jahre Tilgungszeit für Kredite? Ja, was denn nun?
Die starren Tilgungsfristen für Kredite, die wir in der sächsischen Verfassung mit der Schuldenbremse festgelegt haben, legen uns in den nächsten Jahren ein haushalts- und finanzpolitisches Korsett an. Dadurch werden wir massiv kürzen müssen und Zukunftsinvestitionen sind unmöglich. Wir können daher an den 8 Jahren Tilgungszeitraum nicht festhalten, um die Coronakredite zurückzuzahlen. Das hätte fatale Folgen für unsere Wirtschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir schlagen daher vor, die Verfassung zu ändern und den Tilgungszeitraum in Richtung 25 Jahre zu verlängern. Das ist für uns ein sinnvoller und machbarer Zeitraum. Den CDU-Vorschlag, wonach die Frist auf 15 Jahre gestreckt werden soll, halten wir für unzureichend.
Mehr demokratische Beteiligung direkt vor Ort, wie soll das gelingen und was hat das mit der Finanz- und Haushaltspolitik zu tun?
Wir wollen als SPD-Fraktion eine Gestaltungsoffensive für mehr demokratische Verantwortung direkt vor der eigenen Haustür. Deshalb schlagen wir vor, Bürgerbudgets in jedem Ort einzuführen. Kommunen sollen eine Pauschalzahlung erhalten, über die Bürgerinnen und Bürger mit ihren eigenen Ideen bestimmen können. Demokratische Beteiligung vor Ort möglich zu machen und zu bestärken, muss Kernbestandteil sächsischer Haushalts- und Finanzpolitik zu sein.
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Aktuelle Debatte im Landtag am 22. Dezember 2021.