Unsere Bildungspolitikerin Sabine Friedel hat, zusammen mit ihrer Kollegin Christin Melcher von den Bündnisgrünen, Vorschläge für eine umfassende Bildungsreform vorgelegt.
Darüber berichtet u.a. die Leipziger Volkszeitung.
Sabine Friedel
Bildungspolitikerin
Bitte keine Rückkehr zur sogenannten Normalität. Hört auf die Wissenschaft – das muss endlich auch in der Bildungspolitik gelten.
Für uns steht fest: die weltweite Umsetzung der Agenda Bildung 2030 sollte auch in Zeiten von Corona nicht in Vergessenheit geraten und an Priorität verlieren. Denn das Recht auf Bildung ist ein zentrales Menschenrecht, insbesondere für Jugendliche und Kinder. Auch in Sachsen müssen wir weiter mit Nachdruck für bessere Bildung arbeiten: für eine moderne und zukunftsorientierte Bildungspolitik.
Für uns steht dabei für die Modernisierung und Weiterentwicklung der sächsischen Bildungslandschaft im Fokus:
Fürs Leben lernen, nicht für die Schule
Die Schule muss sich stärker an der Lebenswirklichkeit und an den Bedürfnissen im Erwachsenenalter ausrichten. Junge Menschen sollen in die Lage versetzt werden, später gut und erfolgreich die Lebensbereiche
- Wirtschaft und Arbeitswelt
- Soziale und persönliche Beziehungen
- Gesundheit und Wohlbefinden
- Kultur, Sport, Freizeit und gesellschaftliches Engagement
zu gestalten.
Sie sollen ein gutes und zufriedenes Leben eigenverantwortlich und in sozialer Gemeinschaft führen können. Deshalb braucht es eine breite (nicht tiefe) Bildung. Und das heißt: Mehr Fächerverbindung, mehr Projekte, mehr praktisches Lernen. Und fachliche Vertiefung soll dort stattfinden, wo Schülerinnen und Schüler ihre Talente, Interessen und Stärken haben.
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Verstehen statt auswendig lernen
Die Stofffülle in den Lehrplänen muss drastisch reduziert werden. Sie führt dazu, dass Schüler oft nur auswendig lernen, aber den Stoff nicht verstehen, weil es eben einfach zu viel ist („Bulimie-Lernen”). Stattdessen nötig: Grundwissen und Grundverständnis sparsam definieren. Das muss dafür aber sitzen. Auch ohne Hilfsmittel. Was hilft einem Polynomdivision, wenn man im Kopf keine Prozente überschlagen kann?
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Vielfalt nutzen – Binnendifferenzierter Unterricht
Das deutsche Schulsystem leidet unter Vielfaltsphobie und Einheitlichkeitswahn. Das ist die Ursache vieler Probleme. Schüler haben unterschiedliche Stärken und Schwächen, ihr Lerntempo ist verschieden. Deshalb ist Binnendifferenzierung das A und O jeder guten Bildung. Und so steht es eigentlich auch seit 30 Jahren in unserem Schulgesetz: Jeder hat das Recht auf eine seinen Fähigkeiten und Neigungen entsprechende Bildung. Das heißt, die Lernziele müssen zu den Voraussetzungen und Bedürfnissen des einzelnen Schülers passen. Hier birgt die Digitalisierung eine riesige Chance, dieses Versprechen endlich mit Leben zu füllen und mit Lernapps, flipped classroom und kollaborativen Tools neue Wege zu gehen.
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Effizienteres Schulsystem für wohnortnahe Schulen
Hat man die Binnendifferenzierung erst einmal zum Leitprinzip in der Schule gemacht, dann braucht es keine äußere Differenzierung mehr. Im Klartext: Man braucht keine unterschiedlichen Schularten. Das gemeinsame Lernen von der ersten Klasse an bis zum jeweils gewünschten Abschluss ist nicht nur besser für Schüler und Eltern. Es ist auch viel „effizienter” für den Staat. Dann muss man nicht mehr zwei Schulnetze parallel betreiben – Oberschule und Gymnasium – sondern kann an jedem Schulstandort beides unter einem Dach anbieten. Damit wird das Schulnetz dichter und die Wege kürzer. In der Primarstufe sorgt jahrgangsübergreifender Unterricht für ausreichend große Klassen auch im ländlichen Raum. Man kann wieder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule, anstatt ein kompliziertes und teures Schülerbeförderungssystem zu unterhalten.
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Sabine Friedel
Bildungspolitikerin
Am Ende geht’s darum, Kinder und Jugendliche in dem zu stärken, was Menschen besser können als Maschinen: Kreativität, Empathie, Problemlösung, Forschergeist, soziales Handeln.
Das muss Schwerpunkt in den Schulen der Zukunft sein.