Heute hat der Landesrechnungshof seinen Prüfbericht zur Verbeamtung von Lehrer:innen in Sachsen vorgestellt. Dazu führt Sabine Friedel, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, aus:
„Dass der Rechnungshof keine Entfristung, sondern allenfalls eine Verlängerung der Verbeamtung empfiehlt, ist nachvollziehbar. Denn zu gering sind die Vorteile dieser Maßnahme: Es gelang zwar, mehr Absolvent:innen in Sachsen zu halten. Doch neue Lehrkräfte wurden kaum gewonnen. Es bleibt dabei: In Konkurrenz mit den anderen Bundesländern hat Sachsen aus Notwehr verbeamtet. Dieser bundesweite Wettbewerb hat auf Dauer keinen Erfolg und darf deshalb nicht ewig gehen. Die Länder müssen zu einer gemeinsamen Verabredung zur Lehrkräftesicherung kommen.“
„Konkurrenzfähig wird Sachsen vor allem mit guten Arbeitsbedingungen, denn das ist jungen Lehrkräften heutzutage wichtig: Sie wollen mehr Zeit für guten Unterricht. Sie wollen moderne Schulgebäude und eine gute Ausstattung. Sie wollen im Team arbeiten – mit Sozialarbeiter:innen und Assistenzkräften. Und sie wollen mehr pädagogische Freiheit und Eigenverantwortung, mehr Gestaltungsspielraum und Selbstwirksamkeit.“
„Deshalb irrt der Rechnungshof auch in manchen Punkten: Eine Reduzierung von Anrechnungen wäre kontraproduktiv. Ein großer Teil davon (rund 600 VZÄ) dient dazu, ältere Lehrkräfte ab 60 Jahren zu entlasten und so länger im Beruf zu halten. Das ist gut so. Hinzu kommen Anrechnungen für die Ausbildung neuer Lehrkräfte (rund 250 VZÄ) sowie für die Schulleitungen (rund 1.000 VZÄ). Das sind pädagogische Tätigkeiten, die weder auf Assistenzkräfte übertragen noch gestrichen werden können.“
„Richtig ist aber: Mehr Assistenzpersonal hilft, die Lehrkräfte weiter zu entlasten und so für guten Unterricht, einen niedrigeren Krankenstand und bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Doch für diese Assistenzen müssen endlich genügend Stellen geschaffen werden. Hier braucht es Verlässlichkeit.“
„Ein weiterer Punkt: Mit der Verbeamtung sind Abordnungen und Versetzungen nicht leichter geworden. Denn auch Beamte haben Rechte. Bei Abordnungen und Versetzungen muss eine Sozialauswahl zwischen allen Lehrkräften getroffen werden. Im Ergebnis würden solche Maßnahmen vor allem die älteren Lehrkräfte treffen, die keine kleinen Kinder mehr haben und gerade nicht verbeamtet sind. Das jedoch wären wieder jene, die von den Fehlentscheidungen der zurückliegenden Jahrzehnte ohnehin schon besonders betroffen sind.“
„Völlig fehlgeleitet sind die Hinweise des Hofes zum Pflichtstundenmaß. Sächsische Lehrkräfte unterrichten nicht weniger als in anderen Bundesländern. Doch sie haben weniger Freiheit und Gestaltungsspielraum, das muss sich ändern. Kurzum: Ein Stellenplan, der Entlastungsperspektiven bietet, ein modernes Schulsystem und pädagogische Freiheit, eine gute Ausstattung, mehr und dauerhaftes Assistenzpersonal sowie ausreichend Mittel für den Schulhausbau: Das sind die Rezepte für Sachsen, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.“
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