Zur gestern vom Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen veröffentlichten 3. Regionalisierten Schüler- und Absolventenprognose erklärt Sabine Friedel, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag:
“Die neuen Zahlen sind keine Überraschung. Schon die alten Prognosen haben gezeigt, dass die Schülerzahlen steigen. Deshalb fordert ja die SPD-Fraktion seit Jahren bei jedem Haushalt: Mehr Stellen, mehr Mittel, mehr Investitionen! Alle Verbesserungen, die wir erreicht haben, sind noch nicht genug.
Die Zahlen machen klar: Es muss in der Bildungspolitik endlich gelingen, grundsätzliche Veränderungen herbeizuführen und langfristig zu steuern. Es darf keine Denkverbote mehr geben.”
Wir wollen, dass Sachsen einen AKTIONSPLAN SCHULE aufstellt. Der soll dafür sorgen, dass wir beim Personal, bei den Unterrichtsinhalten und bei der Ausstattung der Schulen endlich große Schritte machen. Dafür braucht es auch den Mut, Bestehendes zu hinterfragen und Gewohnheiten aufzugeben.
Der Freistaat sollte ein Bündnis schmieden: Der Prozess “Bildungsland 2030” hat beste Startvoraussetzungen dafür geschaffen. Er hat kluge Köpfe zusammengebracht und neue Ideen ermöglicht. Jetzt gilt es, all das schnell und kraftvoll Wirklichkeit werden zu lassen. Ansätze für einen solchen AKTIONSPLAN SCHULE könnten sein:
LEHRKRÄFTE ENTLASTEN, MEHR PERSONAL AN DIE SCHULEN
- Mit einem massiven Ausbau der Schulassistenz muss Unterstützungspersonal an jede Schule gebracht werden.
- Das Programm Unterrichtsversorgung sollte schnell für alle Lehramtsstudierenden geöffnet werden.
- Die Schulassistenz für unterrichtsfremde Tätigkeiten sollte auch im Nebenberuf und ohne pädagogische Voraussetzungen ermöglicht werden,
SCHULE ENTLASTEN, MEHR FREIHEIT VOR ORT
- Stundentafeln, Lehrpläne und Stofffülle müssen endlich reduziert und fächerverbindender Unterricht ermöglicht werden
- Die Vorgaben für Klausuren, Leistungsnachweise und Notenvergabe müssen flexibler werden, damit Entlastung möglich ist und Lehrkräfte eigenständiger arbeiten können.
- Die Schulleitungen müssen eigenständiger handeln dürfen, damit mehr Kooperation von Schulen möglich wird, denn die besten Lösungen werden dezentral gefunden.
- Die Schulaufsicht muss zum echten Dienstleister werden und sich auf Beratung und Unterstützung fokussieren; wir brauchen mehr schulische Freiheit und weniger Genehmigungspflichten.
NEUE LEHRKRÄFTE SCHNELLER AUSBILDEN
- Das Referendariat gehört auf den Prüfstand: es könnte in das Studium integriert werden, damit Studierende fürs Teamteaching gewonnen werden und frühzeitig in der Praxis stehen.
- Die Studieninhalte des Lehramtsstudiums gehören auf den Prüfstand – mehr Bildungspraxis, weniger Fachwissenschaft, das senkt die Abbruchquoten.
- Es sollte zügig ein berufsbegleitender Lehramts-Master für Berufstätige mit und ohne Abitur eingeführt werden, um neues Personal zu gewinnen.
SCHULKAPAZITÄTEN ZÜGIG ERWEITERN UND FLEXIBLER MACHEN
- Wir brauchen eine kurzfristige Aufstockung der Fördermittel für den Schulhausbau, damit dringend benötigte Kapazitäten geschaffen werden können.
- Die Standards für den Schulhausbau sollten verändert und flexible Bauweisen gefördert werden, denn angesichts der schwankenden Zahlen braucht es Gemeinschaftseinrichtungen, die heute Schule, morgen Seniorenheim und übermorgen Kita sein können.
- Alle Schulnetzplanungen müssen aufgrund der neuen Prognosen unaufwändig aktualisiert werden. Dabei geht es auch darum, neue Schulstandorte und auch Gemeinschaftsschulen zu ermöglichen.
Wer mal einen Schritt zurücktritt und das Schulsystem aus der Vogelperspektive anschaut, dem wird klar: Es gibt viele Schwankungen und oft auch unvorhersehbare Entwicklungen. Vor zwanzig Jahren hatte sich die Kinderzahl im Vergleich zur Wendezeit fast halbiert. Heute platzen die Schulen wieder aus allen Nähten.
Durch den Ukraine-Krieg kamen innerhalb weniger Monate zehntausend Schülerinnen und Schüler hinzu. So etwas lässt sich nicht planen, erst recht nicht an der Unterkante, wie es das sächsische Finanzministerium so gern tut. Schule braucht Puffer, Freiraum und Flexibilität. Nur so kann man in schnelllebigen Zeiten bestehen.
Deshalb muss Sachsen jetzt klotzen statt kleckern: Mehr Personal, mehr Geld, mehr Freiraum. Und sich auch mal etwas trauen! – Sabine Friedel
Wenn es Ideen gibt, die im starren Korsett der KMK-Vorgaben noch keinen Platz haben, dann muss man eben für bessere KMK-Vereinbarungen kämpfen.
Denn klar ist: Die Schulen dürfen nicht weiter in die Überlastung gedrängt werden. Sachsen braucht gute Bildung. Die Schülerinnen und Schüler brauchen verlässlichen Unterricht. Die Lehrkräfte brauchen die Aussicht auf Verbesserungen.”
Medieninformation: https://www.statistik.sachsen.de/download/presse-2023/mi_statistik-sachsen-127–2023_prognose-schuelerzahlen_allgemeinbildende_schulen_2025_2026.pdf