Mutig handeln, Denkverbote aufbrechen, Gewohntes hinterfragen: Sachsen braucht jetzt einen Aktionsplan Schule!

29. September 2023

Zur ges­tern vom Sta­tis­ti­schen Lan­desamt des Frei­staates Sachsen ver­öf­fent­lichten 3. Regio­na­li­sierten Schüler- und Absol­ven­ten­pro­gnose erklärt Sabine Friedel, bil­dungs­po­li­ti­sche Spre­cherin der SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag:

“Die neuen Zahlen sind keine Über­ra­schung. Schon die alten Pro­gnosen haben gezeigt, dass die Schü­ler­zahlen steigen. Des­halb for­dert ja die SPD-Frak­tion seit Jahren bei jedem Haus­halt: Mehr Stellen, mehr Mittel, mehr Inves­ti­tionen! Alle Ver­bes­se­rungen, die wir erreicht haben, sind noch nicht genug.

Die Zahlen machen klar: Es muss in der Bil­dungs­po­litik end­lich gelingen, grund­sätz­liche Ver­än­de­rungen her­bei­zu­führen und lang­fristig zu steuern. Es darf keine Denk­ver­bote mehr geben.”

Foto: Ralf Geithe | Adobe Stock

Wir wollen, dass Sachsen einen AKTI­ONS­PLAN SCHULE auf­stellt. Der soll dafür sorgen, dass wir beim Per­sonal, bei den Unter­richts­in­halten und bei der Aus­stat­tung der Schulen end­lich große Schritte machen. Dafür braucht es auch den Mut, Bestehendes zu hin­ter­fragen und Gewohn­heiten auf­zu­geben.

Der Frei­staat sollte ein Bündnis schmieden: Der Pro­zess “Bil­dungs­land 2030” hat beste Start­vor­aus­set­zungen dafür geschaffen. Er hat kluge Köpfe zusam­men­ge­bracht und neue Ideen ermög­licht. Jetzt gilt es, all das schnell und kraft­voll Wirk­lich­keit werden zu lassen. Ansätze für einen sol­chen AKTI­ONS­PLAN SCHULE könnten sein:

LEHRKRÄFTE ENTLASTEN, MEHR PERSONAL AN DIE SCHULEN

  • Mit einem mas­siven Ausbau der Schul­as­sis­tenz muss Unter­stüt­zungs­per­sonal an jede Schule gebracht werden.
  • Das Pro­gramm Unter­richts­ver­sor­gung sollte schnell für alle Lehr­amts­stu­die­renden geöffnet werden.
  • Die Schul­as­sis­tenz für unter­richts­fremde Tätig­keiten sollte auch im Neben­beruf und ohne päd­ago­gi­sche Vor­aus­set­zungen ermög­licht werden,

SCHULE ENTLASTEN, MEHR FREIHEIT VOR ORT

  • Stun­den­ta­feln, Lehr­pläne und Stoff­fülle müssen end­lich redu­ziert und fächer­ver­bin­dender Unter­richt ermög­licht werden
  • Die Vor­gaben für Klau­suren, Leis­tungs­nach­weise und Noten­ver­gabe müssen fle­xi­bler werden, damit Ent­las­tung mög­lich ist und Lehr­kräfte eigen­stän­diger arbeiten können.
  • Die Schul­lei­tungen müssen eigen­stän­diger han­deln dürfen, damit mehr Koope­ra­tion von Schulen mög­lich wird, denn die besten Lösungen werden dezen­tral gefunden.
  • Die Schul­auf­sicht muss zum echten Dienst­leister werden und sich auf Bera­tung und Unter­stüt­zung fokus­sieren; wir brau­chen mehr schu­li­sche Frei­heit und weniger Geneh­mi­gungs­pflichten.

NEUE LEHRKRÄFTE SCHNELLER AUSBILDEN

  • Das Refe­ren­da­riat gehört auf den Prüf­stand: es könnte in das Stu­dium inte­griert werden, damit Stu­die­rende fürs Team­tea­ching gewonnen werden und früh­zeitig in der Praxis stehen.
  • Die Stu­di­en­in­halte des Lehr­amts­stu­diums gehören auf den Prüf­stand – mehr Bil­dungs­praxis, weniger Fach­wis­sen­schaft, das senkt die Abbruch­quoten.
  • Es sollte zügig ein berufs­be­glei­tender Lehr­amts-Master für Berufs­tä­tige mit und ohne Abitur ein­ge­führt werden, um neues Per­sonal zu gewinnen.

SCHULKAPAZITÄTEN ZÜGIG ERWEITERN UND FLEXIBLER MACHEN

  • Wir brau­chen eine kurz­fris­tige Auf­sto­ckung der För­der­mittel für den Schul­hausbau, damit drin­gend benö­tigte Kapa­zi­täten geschaffen werden können.
  • Die Stan­dards für den Schul­hausbau sollten ver­än­dert und fle­xible Bau­weisen geför­dert werden, denn ange­sichts der schwan­kenden Zahlen braucht es Gemein­schafts­ein­rich­tungen, die heute Schule, morgen Senio­ren­heim und über­morgen Kita sein können.
  • Alle Schul­netz­pla­nungen müssen auf­grund der neuen Pro­gnosen unauf­wändig aktua­li­siert werden. Dabei geht es auch darum, neue Schul­stand­orte und auch Gemein­schafts­schulen zu ermög­li­chen.

Wer mal einen Schritt zurück­tritt und das Schul­system aus der Vogel­per­spek­tive anschaut, dem wird klar: Es gibt viele Schwan­kungen und oft auch unvor­her­seh­bare Ent­wick­lungen. Vor zwanzig Jahren hatte sich die Kin­der­zahl im Ver­gleich zur Wen­de­zeit fast hal­biert. Heute platzen die Schulen wieder aus allen Nähten.

Durch den Ukraine-Krieg kamen inner­halb weniger Monate zehn­tau­send Schü­le­rinnen und Schüler hinzu. So etwas lässt sich nicht planen, erst recht nicht an der Unter­kante, wie es das säch­si­sche Finanz­mi­nis­te­rium so gern tut. Schule braucht Puffer, Frei­raum und Fle­xi­bi­lität. Nur so kann man in schnell­le­bigen Zeiten bestehen.

Des­halb muss Sachsen jetzt klotzen statt kle­ckern: Mehr Per­sonal, mehr Geld, mehr Frei­raum. Und sich auch mal etwas trauen! – Sabine Friedel

Wenn es Ideen gibt, die im starren Kor­sett der KMK-Vor­gaben noch keinen Platz haben, dann muss man eben für bes­sere KMK-Ver­ein­ba­rungen kämpfen.

Denn klar ist: Die Schulen dürfen nicht weiter in die Über­las­tung gedrängt werden. Sachsen braucht gute Bil­dung. Die Schü­le­rinnen und Schüler brau­chen ver­läss­li­chen Unter­richt. Die Lehr­kräfte brau­chen die Aus­sicht auf Ver­bes­se­rungen.”

Medi­en­in­for­ma­tion: https://www.statistik.sachsen.de/download/presse-2023/mi_statistik-sachsen-127–2023_prognose-schuelerzahlen_allgemeinbildende_schulen_2025_2026.pdf

 

Gute Bil­dungs­po­litik ist Zukunfts­po­litik